Das Auge sieht nur das, was der Kopf weiß und denkt – Lugau Prüfung 06.-07.04

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Das Auge sieht nur das, was der Kopf weiß und denkt – Lugau Prüfung 06.-07.04

Am 6. und 7. April 2024 konnten bei der Ortsgruppenprüfung in Lugau 2 neue Leistungsrichter ihre Abschlussprüfung in Theorie und Praxis erfolgreich abschließen.Die Prüfungskommission mit Albert Spreu, Peter Kaspereit und mir konnte sich von der Qualifikation von Daniela Sopart und Wassilios Broumas überzeugen und sie als neue Leistungsrichter im RSV2000 beglückwünschen. Beide haben als Hundeführer internationale Erfahrung auf Großveranstaltungen und wurden ihrer Sache gerecht.

 In den letzten 15 Jahren oder länger haben maßgebliche Funktionäre die Betrachtungsweise der gezeigten Leistung im Schutzhundesport auf eine bestimmte Sichtweise gerichtet, die nicht nur den organischen Entwicklungsprozess in der Hundeausbildung missachtet, sondern zu allem Übel den Hundesport auch von unserer eigenen Seite her kaputt macht. Haben wir nicht schon genug Probleme mit unseren Feinden des Hundesports und auch mit unseren großen Organisationen!

Wie dumm wäre es denn, wenn sich McDonald‘s hinstellen würde und sagen würde: „Unsere Hamburger kann man essen, aber die schmecken nicht.“  Wir aber stellen uns hin und sagen: „Unsere besten Hunde und unsere besten Hundeführer sind zu dumm eine vorzügliche Arbeit zu machen.“ – Tolle PR!

Bei Hunden wissen wir mittlerweile, dass wir zweckmäßigerweise mit positiver Verstärkung beginnen, um zu motivieren, und erst später die negative Verstärkung zur Vollendung zu nutzen.

Da gibt es diese Prüfungsordnung, an der laufend herum gedocktert wird, und alle „Verbesserungen“ sind an Dilettanz kaum zu überbieten. Die technischen Detailbetrachtungen, die Heuchelei notwendiger, sachkundiger Ausbildungsmethoden, der vorauseilende Gehorsam unserer Standesvertreter und deren „Pontius Pilatus-Mentalität“, gefährden unseren Hundesport und damit die Selektion eines guten Gebrauchshundes, der mittlerweile als Kulturgut anerkannt ist.

So hat der RSV2000 schon vor über 10 Jahren eine eigene Prüfungsordnung erarbeitet, bei der nicht nur die unabdingbaren Testkriterien: Objektivität, Reproduzierbarkeit, Validität, optimal berücksichtigt sind, sondern vor allen Dingen der organische Entwicklungsprozess einer Hundeausbildung Berücksichtigung findet, um auch den anfänglichen Hundeführern mit positiver Verstärkung Motivation zu liefern.

Zuerst lachen sie über dich, dann hassen sie dich, dann bekämpfen sie dich und schließlich gewinnst du, weil ein Gedanke, der ein richtiger ist, auf Dauer nicht niedergelogen werden kann.

Mittlerweile merken immer mehr, und vor allen Dingen auch die Tophundeführer, dass die Richtweise, die sich etabliert hat, völlig far out ist.

Der RSV2000 hat schon lange die Antwort, wie man wieder an der Basis motiviert, wie man bei Topleistungen differenziert, ohne sich seines Entscheidungsspielraums zu kastrieren, und wie man die Testkriterien, Objektivität, Reproduzierbarkeit, Validität auch einhält. Mir war es nach über 20 SV Bundessiegerprüfungen und Weltmeisterschaften einfach zu blöd, jedes Jahr wieder mit der Frage dorthin zu gehen: „Was wird wohl in diesem Jahr gerichtet?“

Aber sowohl bei der CACIT wie auch bei unserer Leistungsrichter-Abschlussprüfung habe ich etwas Neues dazugelernt, nämlich dass auch bei goodwill das Auge nicht andere Dinge sehen kann, als der Kopf vorgibt. Es sei denn, man packt ein anderes Betrachtungsprogramm in den Kopf.

Einfach begeisternd war für mich die Erfahrung, dass gerade Top-Leute diesbezüglich open minded sind und die Gefahr für unseren Hundesport bei der derzeitigen Betrachtungsweise sehen. Man kann einen Picasso nicht beschreiben, und man sieht auch das Bild gar nicht, wenn man sich auf die einzelnen Pixel konzentriert und diese für ein Ergebnis aneinanderreiht. Würde man so im Kunstunterricht verfahren, würde der Kunstlehrer einem eine 6 minus attestieren!

Ich bedanke mich bei den Richteranwärtern und auch bei den erfahrenen Richtern, die Bereitschaft zum Umdenken haben. Sicher wird dieser Prozess auch wieder einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber wie gesagt: Zuerst lachen sie über dich, dann hassen sie dich, dann bekämpfen sie dich und schließlich gewinnst du, weil ein Gedanke, der ein richtiger ist auf Dauer nicht niedergelogen werden kann. Für mich nichts Neues, ich war meiner Zeit häufig 5-10 Jahre im Voraus.

Dr. Helmut Raiser, Leiter Ausbildung und Zucht (LAZ) des RSV2000

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